Nachbarn und Partner

 

Der Zug zur gemeinsamen Heimat fährt nach Europa

Die deutsch-polnischen Beziehungen sind komplex und nicht immer leicht. Es gibt vieles zu überwinden und zu verstehen. Das gilt für Polen und für Deutsche gleichermaßen. Basis der sich seit dem Zusammenbruch des Kommunismus zunehmend bessernden Beziehungen sind die bilateralen Partnerschaften auf kommunalpolitischer Ebene. Der Abschluß eines deutsch-polnischen Partnerschaftsvertrages macht viel für das gegenseitige Verstehen aus, denn wahre Freundschaft wächst von unten.

Von besonderer Bedeutung sind Kommunalpartnerschaften zwischen Kreisgemeinschaften der deutschen Heimatvertriebenen und den polnischen Gebietskörperschaften in den Heimatgebieten. Seit der Wendezeit 1989/90 sind es Jahr für Jahr die deutschen Heimatvertriebenen gewesen, die sich um den Dialog und den Verständigungsprozeß von unten bemüht haben. Zu Tausenden sind sie in ihre Heimatgebiete gereist und haben über die Heimatkreisgemeinschaften ein Netzwerk des kulturellen Austauschs und der sozial-humanitären Hilfe aufgebaut.

Bild: Der polnische Botschafter Dr. Marek Prawda nahm 2011 über mehere Tage an dem AKP-Kongress auf dem Hambacher Schloss teil und hielt eine vielbeachtete Rede zur notwendigen Vertiefung der deutsch-polnischen Beziehungen.

 

So zeigt das rechts nebenstehende Bild den Abschluss eines Kommunal-Partnerschaftsvertrages zwischen der ostpreußischen Heimatkreisgemeinschaft Preußisch Holland und dem polnischen Landkreis Elbing /Elblag im Jahr 2003. Altbürger und Neubürger eines Kreises wollen ganz im europäischen Geist Hand in Hand an der gedeihlichen Zukunft der gemeinsamen Heimat arbeiten. Dies realisiert sich in zahlreichen Partnerschaftsprojekten und -treffen. Die deutschen Heimatvertriebenen haben - wie auch die polnischen Gebietskörperschaften - die Bewahrung des kulturellen Erbes als Ziel. Kooperation ist eine logische Strategie und Freundschaft ein vielfach erreichtes Ergebnis.

 

Die AKP fördert diesen Geist, indem sie regelmäßig hochrangig besetzte Kongresse zwischen Partnerschaftsträgern und Partnerschaftsinteressierten organisiert und sie will deutschen und polnischen Gebietskörperschaften und Heimatkreisgemeinschaften in ihren Bemühungen um den vertieften Dialog und die Partnerschaftsarbeit beratend zur Seite stehen.

Die im Jahr 2000 von Bernd Hinz als Stellvertretender Sprecher einer ostdeutschen Landsmannschaft begründete Initiative eines deutsch-polnischen Kongresses hat nachhaltig Vertrauen zwischen Polen und den dialogorientierten deutschen Heimatvertriebenen geschaffen. Die Initiative führt die AKP seit ihrer Gründung 2005 mit wachsendem Erfolg fort. Immer mehr deutsche Kommunen und Kreise binden sich in das Projekt mit ein. Viele haben Patenschaften mit ostdeutschen Heimatkreisgemeinschaften. 2011 hat sich auf dem Hambacher Schloss mit Marek Prawda erstmals ein polnischer Botschafter bei einer von Heimatvertriebenen organisierten Tagung, dem deutsch-polnischen Kommunalpolitischen Kongress der AKP, aktiv mit eingebunden. "Ich sehe uns auf einer Wellenlänge", bescheinigte der Vertreter des polnischen Staatspräsidenten dem AKP-Vorsitzenden in einer emotionalen und visionären Rede zur Zukunft der deutsch-polnischen Beziehungen. Die AKP sieht sich in ihrem Kurs bestätigt. Sie ist zum wichtigsten kommunalpolitischen Forum für den deutsch-polnischen Dialog unter Einbeziehung der deutschen Heimatvertriebenen geworden.

 

Längst ist der Kongress zu einem etablierten Forum für eine vertrauensvolle Debatte zwischen Partnern und Freunden geworden. Das Forum hat sich gerade dann als stabil erwiesen, wenn die deutsch-polnischen Beziehungen sich in einer besonderen Schieflage befanden. 2004 forderten der öffentliche Streit um die Preußische Treuhand auf deutscher Seite und um die Polnische Treuhand auf polnischer Seite den Kongress heraus. Die PiS-Jugend marschierte durch die Straßen von Allenstein/Olsztyn und nannten die polnische Landräte Verräter. Die polnischen Delegierten zogen sich jedoch nicht zurück, sondern erklärten sich solidarisch zu den deutschen Kollegen und hielten zum Verständigungsprozess. Auch spätere Herausforderungen hielten Kongress und ab 2005 die AKP stand. Politische Schwerpunktthemen waren die Krisen der jeweiligen Zeit: Wirtschaftskrise, Finanzkrise, Migrationskrise, polnische Verfassungskrise, Krieg in der Ukraine und anderes mehr. Was immer die kommunalen Partner in ihren Ländern herausforderte, was immer auch zwischen Berlin und Warschau stand – der konstruktiv-freundschaftliche Dialog, das partnerschaftliche Miteinander und der vertrauensvolle Umgang zwischen den Partnern hat sich als sichere Bank für eine gedeihliche Zukunft erwiesen und für die Erkenntnis: Der Zug zur gemeinsamen Heimat fährt nach Europa.

Auf dem AKP-Kongress zu Posen im Jahr 2014 nahm der polnische Spitzendiplomat Dr. Andrzej Byrt teil, der die Kongress-Initiative seit Jahren verfolgt und die AKP nach Frankreich eingeladen hat.

 

Mit dem Tod von Bernd Hinz 2021 hat der bisherige Geschäftsführer Bernhard Knapstein den geschäftsführenden Vorsitz der AKP übernommen. Im Jahr 2022 hat sich die AKP auf eine vierköpfige Spitze mit den Vorsitzenden Bernhard Knapstein (D)  und Landrat Andrzej Nowitzki (PL) sowie deren Stellvertretern Monika Hinz (D) und Landrat Maciej Romanowski (PL) geeinigt.